Flllet40 – Stephan Knecht
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Local Commerce: Die Chance für den stationären Handel?

Bequem von der Couch aus eine Jeans bestellen, die innerhalb von zwei Tagen bis an die Haustür geliefert wird – immer mehr Kunden haben in den vergangenen Jahren beim Thema Shopping das Angebot von eCommerce-Händlern wahrgenommen. Die Gewinner sind klar die Online-Shops, die Verlierer die stationären Einzelhändler, die nur selten mit dem Onlineangebot der großen Anbieter konkurrieren können, da diese oftmals kein Ladengeschäft haben und so etwaige Kosten wegfallen, ein kostspieliger Onlineauftritt ist somit für diese Unternehmen kein Problem. Immer mehr verwaiste Innenstädte und das „Sterben“ des Einzelhandels sind die Folge.

Auch das Problem des sogenannten Showroomings ist für viele Einzelhändler alltäglich: Kunden kommen in ihren Laden, lassen sich ausgiebig beraten, letztlich verlassen sie den Laden aber unverrichteter Dinge und kaufen das Produkt online. Das sorgt, verständlicherweise, für Unmut bei den Händlern.

Es gibt aber auch eine Gegenbewegung: Immerhin 70 Prozent der Kunden des stationären Einzelhandels informieren sich laut einer Google-Studie online über ein Produkt, bei 38 Prozent ist der anschließende Kauf im lokalen Einzelhandel nachweisbar. Dieses Vorgehen betitelt man in der Fachsprache mit dem sogenannten ROPO-Effekt, also: „Research Online, Purchase Offline“. Zu Deutsch: Kunden suchen online und kaufen offline.

Local Commerce als Chance für den stationären Handel

Die Wende für den stationären Handel soll durch Local Commerce1 erfolgen, die Digitalisierung, die Verbraucher dazu animiert, Händler und Anbieter in ihrer Umgebung – also lokal – aufzusuchen und dort den Kauf zu tätigen. Für Konsumenten bedeutet dies, dass sie online auf alle Informationen zu einem Produkt oder Anbieter zugreifen können, bevor sie dann die Einzelhändler in ihrer Umgebung aufsuchen, sich dort beraten zu lassen und schlussendlich vor Ort das Produkt kaufen. Der stationäre Einzelhandel profitiert von diesem neuen Modell: Er erreicht nicht mehr nur die gewohnte Lauf- und Stammkundschaft, sondern zusätzlich auch schon verloren geglaubte online-affine Käuferschaft.

Anbieter wie das Start-up Locafox aus Berlin oder @My-Store haben sich auf die Fahne geschrieben, dem lokalen Handel die Kunden zurück in den Laden zu bringen. Während @My-Store ein lokales Window-Shopping-Portal ist, dass den Händlern die Möglichkeit gibt, ein Foto ihres Schaufensters potentiellen Kunden auf dem Smartphone zu präsentieren, verfolgt Locafox eine andere Idee: Dem Kunden werden für das gewünschte Produkt alle Produktinformationen, die Verfügbarkeit bei Einzelhändlern in der jeweiligen Umgebung sowie der Preis in Echtzeit angezeigt. Dies ist durch eine Anbindung an das Warenwirtschaftssystem der einzelnen Geschäfte möglich. Gefällt einem Kunden ein Produkt, kann er es über Locafox mit einem Mausklick bei einem Händler in der Nähe reservieren. Der Wunsch des Kunden, das Produkt schnellstmöglich nach der Kaufentscheidung in den Händen zu halten, kann so ganz einfach realisiert werden: Die reservierte Ware liegt bereits am gleichen Tag abholbereit für den Kunden im Geschäft.

So mag das Internet und die daraus resultierende Konkurrenz im E-Commerce für viele stationäre Einzelhändler ein Fluch sein, aber die dadurch entstehenden neuen Möglichkeiten und Dienstleister im Bezug auf Local Commerce stellen für viele, die den Schritt zum eigenen Online Shop nicht gehen wollen oder können, eine neue Möglichkeit dar.

 

1vgl. Spannaus, Dirk 2013: „Local Commerce: Stationärer Handel im Wandel“

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